Von der Bürogemeinschaft zur führenden Wirtschaftskanzlei

Die Innsbrucker Kanzlei CHG Czernich Rechtsanwälte hat in einem aktuellen Anwaltsranking in der Kategorie „beste Sozietäten in den Bundesländern“ den ersten Platz belegt. Alex Sieben hat mit Kanzleigründer Prof. Dr. Dietmar Czernich darüber gesprochen, worauf dieser Sprung an die Spitze zurückzuführen ist und was dazu beigetragen hat.

 

Im österreichweiten Anwaltsranking des trend Magazins den ersten Platz der besten Sozietäten außerhalb von Wien zu belegen, ist eine Auszeichnung, zu der man nur gratulieren kann. Das kann nicht nur das Ergebnis harter Arbeit sein. Da muss mehr dahinterstecken. Was ist Euer Erfolgsrezept?

Prof. Dr. Dietmar Czernich: Natürlich erreicht man ein solches Ergebnis nicht ohne harte Arbeit. In unserer juristischen Tätigkeit waren für uns immer eine hohe Qualität und Seriosität die Messlatte. Daran haben wir uns konsequent gehalten. Und das wurde offenbar von den Kolleginnen und Kollegen, die bei der Auswahl ihre Stimme abgeben konnten, honoriert. Wir sehen die Auszeichnung vor allem als Bestätigung dafür, dass wir mit unserer Strategie zur Entwicklung der Kanzlei den richtigen Weg eingeschlagen haben.

 

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als wir vor ziemlich genau sieben Jahre zu unserem ersten Strategie-Workshop zusammengekommen sind. Das Ziel „die führende Kanzlei in Westösterreich“ hatten wir damals skizziert. Und ich weiß noch, dass Ihr kurz gezuckt habt, weil Euch die Messlatte aus damaliger Sicht recht hoch erschien. Jetzt seid Ihr nicht nur die „Besten im Westen“, sondern bundesweit die führende Wirtschaftskanzlei in Österreich. Was waren auf dem Weg dahin die wesentlichen Erfolgsfaktoren?

Prof. Dr. Dietmar Czernich: In der Tat war 2013 der Ausgangspunkt für die dann folgende positive Entwicklung. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir ein mehr oder weniger loser Zusammenschluss von gestandenen Innsbrucker Anwälten, die sich in ihrer Startformation 1999 zusammengefunden hatten. Wir haben uns eine Büroetage geteilt und jeder hat seine Mandate selbst akquiriert und bearbeitet. Dabei hatte jeder von uns sein persönliches Ziel, das er erreichen wollte. 2013 haben wir erstmals ein gemeinsames Ziel, wenn man so will, eine Vision definiert. Und aus der Bürogemeinschaft ist ein gemeinsames Unternehmen geworden. Im Rahmen der damaligen Strategiediskussion haben wir unsere Fokussierung auf mittelständische Unternehmen in Tirol festgelegt. Der Slogan „Wir bewegen Wirtschaft“ ist hieraus entstanden. Die Grundidee war und ist, dass wir eine echte Alternative für Unternehmen in Westösterreich sind, die ansonsten bei komplexeren Rechtsfragen reflexartig auf Wiener Kanzleien zurückgreifen. Diese klare Positionierung hat uns sowohl bei der internen Aufstellung als auch bei der Wahrnehmung am Markt sehr geholfen. Dass wir heute Unternehmen wie Swarowski oder Novartis zu unseren Mandanten zählen, spricht für sich.

 

Ein weiterer wichtiger Schritt in Eurer Entwicklung scheint mir die Etablierung von Praxisgruppen zu sein. Was war der Auslöser hierfür und hat sich das bewährt?

Prof. Dr. Dietmar Czernich: Eine Erkenntnis aus dem ersten Strategieprozess war, dass wir eher ein Gemischtwarenladen als eine klar ausgerichtete Wirtschaftskanzlei waren. In der Tat hat damals, salopp gesprochen, jeder alles gemacht. Wir haben dann eine erste Straffung des Portfolios vorgenommen. Mit dem weiteren Wachstum wurde aber immer deutlicher, dass wir die internen Verantwortlichkeiten klarer regeln müssen. Damit haben wir im letzten Jahr begonnen. Und wir stellen jetzt schon fest, dass uns das deutlich nach vorne gebracht hat. Die Spezialisierung macht uns in der fachlichen Arbeit noch stärker, wir können uns noch besser mit unseren Schwerpunktthemen am Markt positionieren und ein ganz wesentlicher Effekt ist, dass wir den Jüngeren viel mehr Entwicklungsmöglichkeiten bieten können.

 

Wenn ich Euch in der Anwaltsrunde erlebe, fällt auf, dass Ihr im Schnitt eine recht junge Truppe seid und Euer Umgang untereinander wirkt recht entspannt und locker. Ich könnte mir vorstellen, dass sich dies auch auf die Zusammenarbeit mit Mandanten auswirkt?

Prof. Dr. Dietmar Czernich: Die menschliche Komponente war uns als Gründungspartner immer wichtig. Und davon haben wir uns auch bei der Auswahl des Nachwuchses leiten lassen. Dies trägt sehr zu einer positiven Grundstimmung bei. Und in der Tat bekommen wir auch von Mandantenseite das Feedback, dass uns – neben unserer fachlichen Arbeit – die Art und Weise des Umgangs und der Kommunikation mit unseren Mandanten auszeichnet. Und das ist aus meiner Sicht auch ein wesentlicher Differenzierungsfaktor sowohl im Kontakt mit Mandanten, aber auch bei der Gewinnung von jungen Kolleginnen und Kollegen. Denn es spricht sich offensichtlich herum, dass es Spaß macht, mit uns und für uns zu arbeiten. Während andere beklagen, dass es schwierig sei, junge Talente zu gewinnen, können wir uns an der Stelle nicht beklagen.

 

Ihr seid also insgesamt klar auf der Erfolgsspur. Aber gibt es auch Dinge, die Du im Nachhinein anders machen würdest oder mit denen Du haderst?

Prof. Dr. Dietmar Czernich: In Summe haben wir sicher vieles richtig gemacht, denn sonst wären wir in einem doch recht kompetitiven Markt nicht da, wo wir sind. Ich sehe ein Thema, an dem wir vielleicht früher und entschiedener hätten arbeiten müssen. Bei dem Wachstum, das wir hingelegt haben, sind die internen Strukturen und Prozesse nicht in gleichem Maße mitgewachsen. Auf das Management der Kanzlei mehr Augenmerk zu legen, ist für uns als Gesellschafter eine fortlaufende Herausforderung. Die Erkenntnis, die ich mit vielen meiner Kollegen in anderen mittelständischen Kanzleien teile, ist, dass ein guter Anwalt nicht automatisch ein guter Manager ist; zumal ihm immer die Zeit dafür fehlt, denn der Mandant und sein Anliegen stehen halt stets an erster Stelle. Bei der Größe, die wir erreicht haben, kann man die Aufgaben des Kanzleimanagements auch nicht mehr nebenher erledigen. Da braucht es gute Leute, die sich um diese Themen kümmern. Aber auch hier sind wir auf einem guten Weg.

 

2013 haben wir zusammen das Zielbild 2020 erarbeitet. Jetzt stellen wir miteinander fest, dass die damals von Euch als ambitioniert empfundenen Ziele mehr als erreicht wurden. Aber wie ich Euch kenne, gebt Ihr Euch damit nicht zufrieden. Willst Du abschließend einen Einblick geben, was Ihr Euch bis 2025 vorgenommen habt?

Prof. Dr. Dietmar Czernich: Ganz klar ist, dass wir weiter wachsen und das Momentum für uns nutzen wollen. Neben der Stärkung der bestehenden Praxisgruppen M&A, Vergaberecht, Insolvenz- und Immobilienrecht ist mein persönliches Ziel, das Thema Schiedsgerichtsbarkeit stärker auszubauen. Und ein weiterer wesentlicher Meilenstein wird eine deutliche Stärkung unserer Präsenz in Wien sein. Denn eine Kanzlei mit unserer Aufstellung und unserem Anspruch muss in der Hauptstadt ein starkes Standbein haben. Dazu haben wir in den letzten Wochen ein paar Pflöcke eingeschlagen. Soviel kann ich schon verraten: 2021 werden wir mit einem schlagkräftigen und erfahrenen Team unser Büro in Wien ausbauen.

 

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Das Interview wurde geführt von

Alexander Sieben

Alexander Sieben ist Diplom Ökonom und Gründungspartner von SIEBEN&PARTNER. Er war lange Jahre in einer namhaften Unternehmensberatung tätig. Dort hat er u.a. den Bereich Marketing und Vertrieb für die Mittelstandsberatung aufgebaut und war im Bereich Business Development tätig. Seine derzeitigen Beratungsschwerpunkte sind Kanzleistrategie, Kanzleimarketing sowie die digitale Transformation von Kanzleien.